5 Punkte, die den Unterschied machen.
"Aber wie kann es sein, wenn doch der gleiche Grundriss kalkuliert ist, dass der Mitbewerber 80.000€ günstiger ist. Ich hab das Angebot wirklich komplett im Detail verglichen"
Kann das wirklich sein? 80.000€ Preisunterschied beim (auf den ersten Blick) gleichen Grundriss?
Klar.
Bei exakt gleicher Leistung und Ausstattung.
Nein!
Schließlich hat keine Firma etwas zu verschenken und jeder muss seine Kosten decken.
Wenn der Preisunterschied also nicht im Grundriss liegt, da dieser (ausnahmsweise) wirklich gleich ist, dann muss er in der Ausstattung liegen.
Und hier fängt die Arbeit an.
Selbst ich, und ich habe in den letzten Jahren wirklich einige "Vergleiche" auf dem Tisch liegen gehabt und bin wirklich tief in dem Thema drin, brauche mehrere ungestörte Stunden, viel Papier/Excellisten, Nerven, Kaffee und noch mehr Nerven um mich in die beiden Angebote reinzuarbeiten.
Wo fängt man an, was braucht man alles für einen fairen Vergleich?
1.) Gleicher Grundriss ≠ Gleiche Größe
Im besten Fall habt ihr euren Grundriss mit eurem Planer des Vertrauens schon fertig geplant und könnt mit diesem in den Vergleich starten, d.h. Grundlage ist die gleiche Dachform, gleicher Grundriss, gleiche Anzahl Innentüren usw.
Achtet trotzdem auf folgende Themen:
Welche Größen vergleicht ihr miteinander?
Klassisches Beispiel, Haus ist 10m * 10m (wir wollen es ja einfach machen ;-)).
Anbieter A hat eine Wandstärke von 34,8cm, Anbieter B von 38,5cm.
Zwar habt ihr die gleichen Aussenmaße, aber bei Anbieter A bekommt ihr bei gleichen Aussenmaßen mehr Wohnfläche.
Jetzt denkt ihr sicher, boah, ist die penibel, das ist doch übertrieben, das sind nicht einmal 4cm Unterschied. Ja, richtig.
Aber!
Das macht bei einer Hausgröße von 10m * 10m ca. 1,37m²/Geschoss aus, sind bei 2 Geschossen schon 2,74m² und das sind schnell ein paar tausend € im Vergleich, ihr wisst ja, jeder m² kostet Geld.
Also, auch ein paar cm können den Unterschied machen.
Wie sind die Raumgrößen angegeben?
Sind Dachschrägen, Bereiche unter der Treppe usw. abgezogen oder ist die reine Bodenfläche angezeigt?
Nach welcher Berechnung ist die Wohnfläche angegeben? Die DIN277 lässt z.B. etwas mehr Berechnungsspielraum als die Berechnung nach der Wohnflächenverordnung.
ACHTUNG, hier kann es schnell zu einigen m² Unterschied kommen - und jeder m² zählt, vor allem im Vergleich.
2.) Statik - ein immer wieder spannendes Thema. Denn Statik umfasst so viele Bereiche, angefangen vom klassischen Thema Statik im Bezug auf evtl. benötigte Unterzüge, größere Deckenbalken, Schneelast Dach usw.
bis hin zu evtl. benötigen Mehrmengen an Stahl in der Bodenplatte/Keller.
Oft wird dieses Thema auf "später" geschoben, mit der Werkplanung wird dann auch die Statik exakt angepasst. Ist ja am einfachsten... für die Firmen.
Klar ist, dass im Laufe der Planungsphase immer wieder Grundrissänderungen, und somit auch Statik-Änderungen durchlaufen werden.
Aber im direkten Vergleich solltet ihr darauf achten, was nun wirklich schon enthalten ist, und dies berücksichtigen.
Denn es gibt durchaus Firmen, die vorab schon eine Statikprüfung anfertigen und somit die Themen im Preis beinhaltet sind.
Auch hier können einige tausende Euro Unterschied liegen.
Denn:
Statikberechnungen sind enthalten ≠ Mehrkosten Statik sind enthalten
Statikkosten können übernommen werden ≠ Statikkosten sind übernommen
Noch viele andere spannende Formulierungen sind hier zu finden.
Also Augen auf - was ist an Statikkosten bereits enthalten, gab es schon eine Prüfung für euren Grundriss oder können hier im nachhinein noch Mehrkosten entstehen?
3.) Förderungen:
Was gibt es hier nicht für "nette" Formulierungen, die möglichst umfangreich, unübersichtlich, kompliziert geschrieben sind, um unterm Strich folgendes Aussage zu treffen:
"Wir können theoretisch ein klimafreundliches Wohngebäude im KFN Standard mit QNG Siegel bauen, aber aktuell ist davon noch nichts enthalten"
Da wird z.B. mit Förderstufen-Paketen geworben, aber auf Grund der "individuellen" Situation bzgl. Grundriss, Ausrichtung usw. kann natürlich KEINE Garantie für ein Erreichen der Förderstufe gegeben werden... und ups... dann kommt es zu zusätzlichen Aufwendungen und Maßnahmen die - jetzt kommt die Überraschung - auch zu Mehrkosten führen können.
Also ACHTUNG! Nur weil das Wort KFN/QNG in der Baubeschreibung, im Grundriss oder im Angebot steht, heisst das NICHT, dass dieser Standard, automatisch erreicht wird und alle dafür nötigen Kosten schon enthalten sind.
Somit fragt exakt nach und lasst es euch am besten schriftlich geben, was für die Erfüllung des Standards/Förderstufe nötig ist und mit welchen Mehrkosten noch gerechnet werden muss.
Sind Themen wie der benötigte Auditor, Unterlagen, Nachweise schon im Preis enthalten?
Oder nur die Zuarbeit zum Auditor? Besteht nur die Möglichkeit der KFN/QNG-Zertifizierung, oder sind hier schon evtl. nötige Zusatzmaßnahmen kalkuliert?
4.) Tausend kleine Dinge:
Und nun kommt das Thema, das das direkten vergleichen zweier oder mehrere Angebote so schwer macht.
Es gibt nicht den einen, oder die zwei, drei Punkte, die den Unterschied ausmachen, sondern meistens sind es dutzende kleine Punkte, die alle nicht viel ausmachen, aber zusammen plötzlich eine große Summe ergeben.
Die großen Punkte wie elektrische Rollos, Fenster, Anzahl Innentüren, Heizung sind schnell verglichen.
Was sind nun die kleinen Punkte? Anbei nur ein paar Beispiele, es gibt davon aber noch dutzende weitere:
Doppelwaschtisch - normaler Waschtisch
Zirkulationspumpe enthalten - ohne Zirkulationspumpe
Warmwasser Gäste-WC - nur Kaltwasser Gäste-WC
Gartenwasseranschluss
Seitenteil Haustüre
Handtuchheizkörper Badezimmer
Fußbodenheizungsflächen
Baumstromzählerkasten
Nischen/Vormauerungen in Duschen
elektrisches Schließblech Haustüre
Fliesengröße
Massivholztreppe vs. Treppe Echtholz (furniert)
Somit bleibt euch, wenn ihr versuchen wollt 2 Angebot auf ein ähnliches Level zu bringen, nichts anderes übrig, als jedes Detail aufzunehmen und zu "bewerten".
Angefangen von den Fensterflächen, Treppenformen und verwendeten Materialien, Kellerausbau, Heizung und benötigte Heizungsgröße, Heizungsfläche, Haustüre usw.
Und selbst wenn ihr 1-2 Seiten Excelliste aufgestellt habt, dutzende Preise eingetragen, verglichen und gegengerechnet habt, selbst dann sind immer noch Punkte offen, die im Vergleich kostentechnisch nicht bewertet werden können.
5.) Nicht bewertet:
Aber warum können diese Punkte nicht bewertet werden?
Weil es einfach nicht möglich ist, diese mit einem Preis mit einzuarbeiten.
Denn wie bewertet man z.B. dass es bei manchen Herstellern nur einen Vertrag für Bodenplatte/Haus/Garage gibt, und das somit wesentlich mehr Sicherheit auch bzgl. Gesamtkosten bietet, bei anderen aber für jeden Bereich ein separater Vertrag mit einer anderen Firma abgeschlossen werden muss?
Oder wie bewertet man unterschiedliche Festpreisgarantien, unterschiedliche Schneelasten der Dächer, unterschiedliche Planungsleistungen, Wandaufbauten, dass ein eigener Baustellenschlüssel Standard ist...
Tja...
um ehrlich zu sein, ist dies mit einer reinen Tabellen nicht komplett möglich.
Hier müsst ihr für euch selber entscheiden, wieviel euch das Wert ist.
Trotzdem macht es Sinn, diese Unterschiede aufzunehmen und aufzulisten, so habt ihr sie vor Augen und könnt sie in euren Vergleich mit aufnehmen.
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